Also erstmal muss ich sagen, dass zwischen den Messen hier
und denen in Deutschland 1000 Welten liegen. Hier ist alles so viel fröhlicher
und lockerer (aber trotzdem gibt es genaue Regeln, die man einhalten
muss). So gehen zum Beispiel während der
Messe mehrere Frauen und Männer rund, die darauf achten, dass niemand seine
Füße auf den Bänken zum Knien hat oder die Kinder keinen Scheiß machen...vorher
noch nie gesehen.
Hier in Akono gibt es nicht einen Chor, der die Lieder immer
anstimmt oder vorsingt, sondern gleich mehrere, die immer in verschiedenen
Wochen da sind. In einem Chor z.B. sind nur 4 Frauen (+ Chorleiterin) und 2
Männer. Unglaublich, wie die es schaffen, mit so wenigen Leuten so laut und
enthusiastisch zu singen! Mirabelle ist dort auch dabei. Und seit letzter Woche
bin ich auch Sängerin ;) Gebetbücher gibt es auch keine, hier singt selbst
jedes noch so kleine Kind die Lieder auswendig mit! Das ist echt fantastisch.
Die Lieder sind teils auf Französisch, aber auch Latein und Ewondo sind
vertreten. Dabei wird dann zeitweise geklatscht, es kann aber auch mal ganz
andächtig sein. Und die Gemeinde hat quasi eine eigene Chorleiterin :D Eine
Frau dirigiert uns immer, wann wir zu singen haben und wann nicht. Und die Frau
wird ganz schön böse, wenn man nicht mitsingt oder zur falschen Zeit :D
Chor mit den Mädels vom Foyer |
Für die Kinder (und das sind sehr sehr viele!!!) gibt es
direkt vorne vor dem Altar so süße kleine Kinderbänke. Wäre vielleicht auch mal
ne Idee für uns in Deutschland ;D
Insgesamt ist der Besuch des Gottesdienstes hier sehr wichtig für die
Menschen. Die Kirche ist recht groß, aber trotzdem ziemlich voll. Wirklich
jeder ist dort. Von kleinen Kindern bis zu den älteren. Und alle tragen ihre
schönsten Kleider. Und wenn man mal nicht da war, wird direkt nach einer guten Ausrede gefragt :D
Schon vor der Messe wird zusammen gebetet. Dazu geht ein
älterer Mann als Vorbeter zum Altar. Dafür kommen die Leute dann auch schon mal
eine Stunde, bevor der Gottesdienst eigentlich losgeht. Ja und das ist dann
auch so ne Sache. Kann auch schon mal ne halbe Stunde verspätet sein…die
kamerunische Zeit halt :D
Die meisten Teile der Messe wie Predigt oder Evangelium
werden in zwei Sprachen vorgetragen. Französisch und Ewondo.
Während dem Sanctus ziehen die Messdiener hier auch mit
Kerzen nochmal zum Altar ein und beim Friedensgruß gehen sie zu den Leuten.
Eigentlich eine ganz nette Sache, so wird der Frieden symbolisch vom Altar an
die Gemeinde weitergegeben. Beim Friedensgruß gehen die Leute auch mal notfalls
durch die halbe Kirche, um jemandem die Hand bzw. hier beide Hände zu geben.
Letzte Woche hat mich ein kleines Mädchen auch extra angestupst, weil sie mir
noch nicht die Hand gegeben hatte…total süß! :)
Was auch ganz anders ist als bei uns, ist das Ende des
Gottesdienstes – denn dann werden zuerst
alle Priester und so vorgestellt (sind hier echt jede Woche andere) und dann
werden noch sozusagen die News der Woche vorgelesen. Also z.B. dass in den
Ferien im College Stoll ein Programm für Kinder stattfindet oder eben auch dass
eine Gruppe der Caritas aus dem Elsass (inklusive mir) zur Zeit vor Ort ist.
Dafür wurden wir zum Altar hoch gebeten und kurz vorgestellt. Find ich
eigentlich eine ganz schöne Sache. So weiß man direkt, was im Ort los ist ;)
Was mich aber mit am meisten beeindruckt hat, ist die
Tatsache, dass die Menschen hier, obwohl sie selbst nicht so viel haben,
trotzdem wie selbstverständlich teilen! So viele, selbst die Kinder, haben sich
an der Kollekte beteiligt – ob mit Geld oder bei der anschließenden Opfergabe,
bei der die Leute z.B. Eier, Bananen, Wasser oder ähnliches nach vorne zum
Altar gebracht haben.
Ich muss schon sagen, so eine afrikanische Messe muss man
einfach mal erlebt haben! Total beeindruckend und so faszinierend, dass man gar
nicht merkt, dass das ganze 2 Stunden gedauert hat :D
Aber anstrengend kann es schon werden, wenn die Messe dann
ganze 3 Stunden dauert…wie an Maria Himmelfahrt. Das ist ja - wie gesagt - hier
eine Art kirchlicher Nationalfeiertag. Die Messe war bisschen so wie bei uns an
Weihnachten oder Ostern (mit Weihrauch und so). Diesmal war die Kirche auch wirklich
bis auf den letzten Platz gefüllt! Bis zum Evangelium war es eigentlich auch
eine ganz normale Messe (abgesehen davon, dass durch ein Megaphon gesprochen
wurde…dem Stromausfall sei Dank…hatte aber auf jeden Fall Stil). Dann kam die
Predigt, bestimmt eine halbe Stunde ist der Priester (mit dem Megaphon in der
Hand) in den Gängen auf und ab gegangen. Sah schon ganz lustig aus :D Ja und
dann wurden noch ca. 20 Kinder getauft. So viele auf einmal hab ich noch nie
erlebt. Hier aber normal. Taufen sind nur
ein paar Mal im Jahr und dann halt mehrere auf einmal.
Nächster Unterschied war dann während der Kollekte. Diesmal
sind zuerst die Kinder, dann die Frauen und anschließend die Männer nach vorne
gegangen... und anschließend wurden wieder Ananas, Bananen und lebende Hühner
zum Altar gebracht. Diesmal von den Kommunionskindern und den Familien der
Täuflinge. Ab da war es aber dann wieder ein normaler Gottesdienst, der halt
nur extrem lange gedauert hat… aber muss man ja auch mal mitgemacht haben.
Einen Festtag in Kamerun ;)
Hier gibt es aber – wie ich festgestellt habe – fast jede
Woche was zu feiern :D Meistens irgendeine Priestereinführung bzw. Weihe. Auch
wieder ganz was Eigenes. Am Ende werden dem neuen Priester zuerst Geld und
anschließend Bücher, Gewänder, und letztes Mal sogar ein Auto übergeben…ich
glaub ich werd hier auch mal schnell Priesterin..wenn ich dann ein Auto krieg
:D Und die Leute feiern noch mehr als sonst schon :D Die Frauen stehen
teilweise (natürlich laut jubend und tanzend) auf den Bänken und wenn die
Geschenke nach vorne gebracht werden, wird auch schön getanzt :D Echt ein
cooles Erlebnis!
Die Cathedrale Nôtre Dame des Sept Doleurs D'Akono |