Dienstag, 27. Oktober 2015

Die kamerunischen Gottesdienste


Also erstmal muss ich sagen, dass zwischen den Messen hier und denen in Deutschland 1000 Welten liegen. Hier ist alles so viel fröhlicher und lockerer (aber trotzdem gibt es genaue Regeln, die man einhalten muss).  So gehen zum Beispiel während der Messe mehrere Frauen und Männer rund, die darauf achten, dass niemand seine Füße auf den Bänken zum Knien hat oder die Kinder keinen Scheiß machen...vorher noch nie gesehen.

Hier in Akono gibt es nicht einen Chor, der die Lieder immer anstimmt oder vorsingt, sondern gleich mehrere, die immer in verschiedenen Wochen da sind. In einem Chor z.B. sind nur 4 Frauen (+ Chorleiterin) und 2 Männer. Unglaublich, wie die es schaffen, mit so wenigen Leuten so laut und enthusiastisch zu singen! Mirabelle ist dort auch dabei. Und seit letzter Woche bin ich auch Sängerin ;) Gebetbücher gibt es auch keine, hier singt selbst jedes noch so kleine Kind die Lieder auswendig mit! Das ist echt fantastisch. Die Lieder sind teils auf Französisch, aber auch Latein und Ewondo sind vertreten. Dabei wird dann zeitweise geklatscht, es kann aber auch mal ganz andächtig sein. Und die Gemeinde hat quasi eine eigene Chorleiterin :D Eine Frau dirigiert uns immer, wann wir zu singen haben und wann nicht. Und die Frau wird ganz schön böse, wenn man nicht mitsingt oder zur falschen Zeit :D
Chor mit den Mädels vom Foyer
 

Für die Kinder (und das sind sehr sehr viele!!!) gibt es direkt vorne vor dem Altar so süße kleine Kinderbänke. Wäre vielleicht auch mal ne Idee für uns in Deutschland ;D  Insgesamt ist der Besuch des Gottesdienstes hier sehr wichtig für die Menschen. Die Kirche ist recht groß, aber trotzdem ziemlich voll. Wirklich jeder ist dort. Von kleinen Kindern bis zu den älteren. Und alle tragen ihre schönsten Kleider. Und wenn man mal nicht da war, wird direkt nach einer guten Ausrede gefragt :D


Schon vor der Messe wird zusammen gebetet. Dazu geht ein älterer Mann als Vorbeter zum Altar. Dafür kommen die Leute dann auch schon mal eine Stunde, bevor der Gottesdienst eigentlich losgeht. Ja und das ist dann auch so ne Sache. Kann auch schon mal ne halbe Stunde verspätet sein…die kamerunische Zeit halt :D

Die meisten Teile der Messe wie Predigt oder Evangelium werden in zwei Sprachen vorgetragen. Französisch und Ewondo.



Während dem Sanctus ziehen die Messdiener hier auch mit Kerzen nochmal zum Altar ein und beim Friedensgruß gehen sie zu den Leuten. Eigentlich eine ganz nette Sache, so wird der Frieden symbolisch vom Altar an die Gemeinde weitergegeben. Beim Friedensgruß gehen die Leute auch mal notfalls durch die halbe Kirche, um jemandem die Hand bzw. hier beide Hände zu geben. Letzte Woche hat mich ein kleines Mädchen auch extra angestupst, weil sie mir noch nicht die Hand gegeben hatte…total süß! :)
Was auch ganz anders ist als bei uns, ist das Ende des Gottesdienstes – denn  dann werden zuerst alle Priester und so vorgestellt (sind hier echt jede Woche andere) und dann werden noch sozusagen die News der Woche vorgelesen. Also z.B. dass in den Ferien im College Stoll ein Programm für Kinder stattfindet oder eben auch dass eine Gruppe der Caritas aus dem Elsass (inklusive mir) zur Zeit vor Ort ist. Dafür wurden wir zum Altar hoch gebeten und kurz vorgestellt. Find ich eigentlich eine ganz schöne Sache. So weiß man direkt, was im Ort los ist ;)

Was mich aber mit am meisten beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass die Menschen hier, obwohl sie selbst nicht so viel haben, trotzdem wie selbstverständlich teilen! So viele, selbst die Kinder, haben sich an der Kollekte beteiligt – ob mit Geld oder bei der anschließenden Opfergabe, bei der die Leute z.B. Eier, Bananen, Wasser oder ähnliches nach vorne zum Altar gebracht haben.
Ich muss schon sagen, so eine afrikanische Messe muss man einfach mal erlebt haben! Total beeindruckend und so faszinierend, dass man gar nicht merkt, dass das ganze 2 Stunden gedauert hat :D
 
Aber anstrengend kann es schon werden, wenn die Messe dann ganze 3 Stunden dauert…wie an Maria Himmelfahrt. Das ist ja - wie gesagt - hier eine Art kirchlicher Nationalfeiertag. Die Messe war bisschen so wie bei uns an Weihnachten oder Ostern (mit Weihrauch und so). Diesmal war die Kirche auch wirklich bis auf den letzten Platz gefüllt! Bis zum Evangelium war es eigentlich auch eine ganz normale Messe (abgesehen davon, dass durch ein Megaphon gesprochen wurde…dem Stromausfall sei Dank…hatte aber auf jeden Fall Stil). Dann kam die Predigt, bestimmt eine halbe Stunde ist der Priester (mit dem Megaphon in der Hand) in den Gängen auf und ab gegangen. Sah schon ganz lustig aus :D Ja und dann wurden noch ca. 20 Kinder getauft. So viele auf einmal hab ich noch nie erlebt.  Hier aber normal. Taufen sind nur ein paar Mal im Jahr und dann halt mehrere auf einmal.
Nächster Unterschied war dann während der Kollekte. Diesmal sind zuerst die Kinder, dann die Frauen und anschließend die Männer nach vorne gegangen... und anschließend wurden wieder Ananas, Bananen und lebende Hühner zum Altar gebracht. Diesmal von den Kommunionskindern und den Familien der Täuflinge. Ab da war es aber dann wieder ein normaler Gottesdienst, der halt nur extrem lange gedauert hat… aber muss man ja auch mal mitgemacht haben. Einen Festtag in Kamerun ;)

Hier gibt es aber – wie ich festgestellt habe – fast jede Woche was zu feiern :D Meistens irgendeine Priestereinführung bzw. Weihe. Auch wieder ganz was Eigenes. Am Ende werden dem neuen Priester zuerst Geld und anschließend Bücher, Gewänder, und letztes Mal sogar ein Auto übergeben…ich glaub ich werd hier auch mal schnell Priesterin..wenn ich dann ein Auto krieg :D Und die Leute feiern noch mehr als sonst schon :D Die Frauen stehen teilweise (natürlich laut jubend und tanzend) auf den Bänken und wenn die Geschenke nach vorne gebracht werden, wird auch schön getanzt :D Echt ein cooles Erlebnis!

Die Cathedrale Nôtre Dame des Sept Doleurs D'Akono


Ja und in Bamenda konnte ich dann die anglophone Messe mal mit der frankophonen vergleichen. Oder besser gesagt mit der mir bekannten aus Deutschland. Die hatten nämlich wiederrum sehr viele Gemeinsamkeiten!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen